MosaicMonday No. 90

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Ich muss eine erstaunliche Menge Geist haben;
manchmal ...
brauche ich eine Woche, um mich zu entscheiden.

___ sinnierte Mark Twain mit einem Augenzwinkern



...auf dem Wochenmarkt 

Wir besuchten in der vergangenen Woche die Stände in Rain am Lech. Wie lange ist`s her, dass wir zuletzt in diesem Ort waren? Heuer noch nicht ein einziges Mal, traf uns die Erkenntnis nach kurzer Überlegung. Und auch zuletzt in 2023 schafften wir es zu keiner einzigen Visite. So freuten wir uns auf diverse wohl bekannte Stellen im Ort, die wir bei der Ankunft nach und nach besichtigen wollten.



Die Menschenskinder fragen:

Wohin fährst Du besonders gerne ...und regelmäßig?

...wobei sich uns je ein Stückchen Kuchen im Café Gut in Rain am Lech am Lech gerne dazugesellen durfte. Immer wieder wichtig, im Kalender nachlesen, wann welcher Wochenmarkt offen hat. Denn das Gedächtnis spielt öfters Streiche. Den historischen Ort Rain am Lech stellte ich bereits in diversen Posts vor: 
Ein Osterbrunnen... Post am 
oder auch
Von Possen in der Vergangenheit... Post am  


Komm` mit mir mit in ein Stückchen Vergangenheit der städtischen Geschichte, was hierzulande nieder geschrieben steht. Lebendige Historie, die bis in unsere Tage reicht, da die Ausläufer an Bräuchen und Ritualen weiter betrieben werden. Die Wurzeln sind teilweise vergessen, was sehr schade ist, denn es macht schließlich unsere Kultur aus.

Der Ursprung der Märkte ragt weit zurück!



Handel und Wandel.

Zu früheren Zeiten bot der regelmäßig stattfindende Wochenmarkt einen wichtigen Treffpunkt für Bewohner der Umgebung. Er galt als beliebter wie notwendiger Umschlagplatz für Waren, Dienstleistungen und natürlich nicht zuletzt für Unterhaltung jedweder Art. Mitunter besaßen die Wochenmärkte einen sogenannten Marktsprecher, der die Interessen der Bauern als auch der Gemeinde vertrat. Was zur Vorbeugung von Streitigkeiten seine Bedeutung maß. Strenge Regeln hielten eine gewisse Ordnung zwischen den Bauern, Handwerkern und Händlern mit den Käufern, als auch den Oberen. Im besonderen Fokus waren die Gewichte und Maßeinheiten, die beim Warenhandel benutzt wurden. Die ursprünglichen Maße wie Pfund, Fuß, Scheffel und Klafter sind universell im Einsatz gewesen. Sie konnten jedoch in der Definitionen nach regionalen Herrschaftsbereichen schwanken. Zum Beispiel gilt die Elle als gängiges Maß für Tuchwaren, definiert als Abstand vom Ellenbogen zur Spitze des ausgestreckten Mittelfingers. Die tatsächliche Länge schwankte allerdings zwischen ca. 50 und 85 cm. Schwierig wurde das System, da man in der Handelsmetropole Köln zwischen den Materialien Seiden-, Woll- und Leinwand-Ellen unterschied. Im Fernhandel sowie bei der Erhebung von Steuern und Zoll wurden allerdings nicht nach der Länge der Stoffbahnen gemessen, sondern es wurden die Tuchballen gewogen.

Des weiteren untersagte ein Gesetz das Mitbringen von Waffen:

"Wir verbieten, Schwerter und Dolche innerhalb der Stadt zu tragen.
Und so oft Leute getroffen werden, die Schwerter tragen,
so oft werden sie der Stadt 6 Schillinge und dem Richter
60 Pfennige zahlen." ...hieß es unter anderem in der Verordnung.


This image is in the public domain according to German copyright law because it is part of a statute, 
ordinance, official decree or judgment (official work) issued by a German authority or court (§ 5 Abs.1 UrhG).


Wie heikel es mit dem Recht zu dieser dunklen Zeit um die Brücken, den Zoll, die Märkte bestellt war, belegt unter anderem das sogenannte Augsburger Schied. Im Juni 1158 sanktionierte der Kaiser schließlich in diesem Augsburger Schied die Brückenverlegung. Bischof Otto bekam zum Ausgleich ein Drittel aller Zolleinnahmen zugesprochen. Der Kaiser bestätigte in diesem Zusammenhang neben dem Zoll- und Münzrecht auch das Marktrecht für den Ort Munichen.

Der Text lautet:
Im Namen der heiligen und unteilbaren Dreifaltigkeit. 

Friedrich, durch Gottes gütige Huld Kaiser der Römer und allzeit erhabener Herrscher, an seinen geliebten Oheim Otto, Bischof von Freising, und dessen durch kanonische Wahl zu bestellende Nachfolger in Ewigkeit.

Da wir durch Gottes Güte das Steuer des Reiches in Händen haben, verlangt es die Würde, dass wir mit deren Hilfe nach besten Kräften für die Ruhe der Zeiten und den Frieden der Kirchen vorausschauend Sorge tragen.

So erhoffen wir uns eine friedvolle Lenkung des uns anvertrauten Erdkreises für die Gegenwart, für die Zukunft aber als Lohn ewige Vergeltung vom König der Könige. 

Aus diesen Gründen haben wir den Streit, der um den Markt bei Föhring bekanntlich hin- und herwogt zwischen Dir, teuerster Oheim, der gegenwärtig die Würde des Bischofs von Freising innehat, und zwischen unserem hochedlen Vetter Heinrich, Herzog von Bayern und Sachsen, bei unserem Zusammensein mit den Fürsten auf solche Weise entscheiden lassen, dass künftig zu einer Spannung jeder Anlass beseitigt sein dürfte, der dieser Sache wegen zwischen Euch auftauchen könnte.

Die gegenwärtigen Geschlechter aber und die kommenden sollen den Wortlaut der Abmachung kennen, die mit Eurer beider Zustimmung und Willen feierlich getroffen wurde: 

Der Markt, der bei Föhring abgehalten zu werden pflegte, die Zollbrücke und die Münze werden dort künftighin nicht mehr bestehen. 

Zum Ersatz dafür hat unser Vetter Herzog Heinrich der Kirche von Freising ein Drittel des Gesamteinkommens aus seinem Marktzoll zu München übertragen, sei es aus Abgaben für Salz, sei es für andere dort ein- oder ausgehende Groß- oder Kleinstückswaren. 

Was den Zöllner betrifft, so soll nach Gutdünken jeder von Euch seinen eigenen haben oder, wenn das für gut erscheint, beide zusammen einen, der jedem von Euch verantwortlich sein soll.  

Mit der Münze soll es ähnlich gehalten werden, indem ein Drittel ihrer Einkünfte der Bischof erhält, zwei Drittel aber in die Tasche des Herzogs fließen. Das aber wurde vom Herzog in Treuen gelobt, daß ohne List und Trug und Widerspruch diese einzelnen Anteile der Kirche von Freising ewig geleistet werden sollen. Eine Münze jedoch soll nach Gutdünken des Herzogs errichtet werden können. 

Eine Freisinger Münze soll endlich auch der Bischof nach eigenem Belieben errichten können. Von ihren Einkünften soll der Herzog nur ein Drittel erhalten und er soll diesen Anteil, er sei groß oder klein, nach dem Wunsch des Bischofs als Lehen an jemand weitergeben, wie er es auch bereits getan hat. 

Wir bestimmen also und bekräftigen mit dieser Urkunde, dass die Festlegung dieser gegenseitigen Übereinkunft für alle Zeit unerschütterlich Geltung haben soll und dass jeder von Euch, was er erhalten hat, ungestört besitzen soll zu Eurer und Eurer Nachkommen dauernden Nutznießung. 

Damit ferner die Erinnerung an diese Abmachung nicht ausgelöscht werde, haben wir sie schriftlich niederlegen und mit dem Aufdruck unseres Siegels versehen lassen, und wir haben sie, wie unten zu ersehen ist, mit eigener Hand bekräftigt und die anwesenden Zeugen am Schlusse aufzeichnen lassen. 

Ihre Namen sind: Arnold Erzbischof von Mainz, Friedrich Erzbischof von Köln, Gebhard Bischof von Würzburg, Hermann Bischof von Verden, Konrad Bischof von Augsburg, Eberhard Bischof von Bamberg, Friedrich Herzog von Schwaben, Hermann Markgraf von Verona, Dietrich Markgraf von der Lausitz und sein Bruder Heinrich. 

Zeichen des Herrn Friedrich, des unbesiegten Kaisers der Römer.
Ich Rainald, Kanzler, habe an Stelle des Herrn Erzbischofs von Mainz und Erzkanzlers nachgeprüft. 
__
_____________


Chidher, der ewig junge, sprach:
»Ich fuhr an einer Stadt vorbei,
ein Mann im Garten Früchte brach;
ich fragte, seit wann die Stadt hier sei?«
Er sprach und pflückte die Früchte fort:
»Die Stadt steht ewig an diesem Ort
und wird so stehen ewig fort.«

Und aber nach fünfhundert Jahren
kam ich desselbigen Wegs gefahren.

Da fand ich keine Spur der Stadt;
ein einsamer Schäfer blies die Schalmei,
die Herde weidete Laub und Blatt;
ich fragte: »Wie lang' ist die Stadt vorbei?«
Er sprach und blies auf dem Rohre fort:
»Das eine wächst, wenn das andre dorrt;
das ist mein ewiger Weideort.«

Und aber nach fünfhundert Jahren
kam ich desselbigen Wegs gefahren.

Da fand ich ein Meer, das Wellen schlug,
ein Schiffer warf die Netze frei;
und als er ruhte vom schweren Zug,
fragt' ich, seit wann das Meer hier sei?
Er sprach und lachte meinem Wort:
»So lang' als schäumen die Wellen dort,
fischt man und fischt man in diesem Port.«

Und aber nach fünfhundert Jahren
kam ich desselbigen Wegs gefahren.

Da fand ich einen waldigen Raum
und einen Mann in der Siedelei,
er fällte mit der Axt den Baum;
Ich fragte, wie alt der Wald hier sei?
Er sprach: »Der Wald ist ein ewiger Hort;
schon ewig wohn' ich an diesem Ort,
und ewig wachsen die Bäum' hier fort.«

Und aber nach fünfhundert Jahren
kam ich desselbigen Wegs gefahren.

Da fand ich eine Stadt, und laut
erschallte der Markt vom Volksgeschrei.
Ich fragte: »Seit wann ist die Stadt erbaut?

Wohin ist Wald und Meer und Schalmei?«
Sie schrien und hörten nicht mein Wort:
»So ging es ewig an diesem Ort
und wird so gehen ewig fort.«

Und aber nach fünfhundert Jahren
will ich desselbigen Weges fahren.

__ Friedrich Rückert

Die literarische Figur des Chidher Grün ist eine Verkörperung des unsterblichen, unsteten, ewigen Wanderers. Der Name Chidher wurde von Friedrich Rückert geprägt. Da in frühen Fassungen auf "Ahasvar, der ewige Jude" angespielt wird, liegt es nahe, in dieser Figur eine Variation auf die (antisemitische) Ahasver-Figur zu sehen. Allerdings ist in dem angesprochenen Gedicht von Rückert keine Rede von antisemitischen Ausfällen, sondern Chidher ist bloß ein "ewig junger" Wanderer. Eigentliches Vorbild ist die islamische Mythengestalt al-Chidr („der Grüne“). 1916 hat Gustav Meyrink die Figur des Chidher in sein okkultistisches Weltbild eingefügt. Bei ihm bedeutet Chidher Grün die Vereinigung des Männlichen und Weiblichen im kabbalistischen Baum des Lebens.

Möglicherweise kann man auch in "Haroun Childerich Eggeberth", einer der Deutungen des Akronyms HCE aus James Joyce’ Finnegans Wake eine Anspielung auf Chidher Grün sehen.

 

Doch zunächst besuchten wir Rain am Lech. Auch hier siehst Du ein Storchennest. Welch' Überraschung, dass die Jungvögel noch halbwegs mit Flaumkleid im Nest hocken! Die Brut im Storchennest in Wertingen schien wesentlich weiter erwachsen geworden zu sein.
Der Markt selbst ist sehr überschaubar geworden. Auch hier sind die Zeichen der Zeit, sprich die Corona-Pandemie, erkennbar. Die Stände sind an einer Hand abzählbar!




Der Tipp.

Hier zeige ich Dir unsere sommerlichen Mahlzeiten, das heißt zu einem gewissen Teil. Wir hatten grünen Spargel erworben und Radicchio. Genaugenommen einen Treviso. Was auch als „Blüte des venezianischen Winters“ bekannt. Verwendet werden hierbei hauptsächlich die inneren Triebe und die Wurzeln. Er wird im Frühjahr gesät, über die Sommermonate hinweg wächst er und wird schlussendlich frostigen Nächten ausgesetzt. Die großen äußeren Blätter schützen das innere vor dem Frost. In Italien serviert man in gerne im Risotto. Daneben  dient er aber auch, mit seinem leicht bitterem, süßlichem Geschmack, als Beilage für Fisch und Meeresfrüchte. Ich röstete ihn in der Pfanne zu unseren Rigatoni mit Tomaten und mit geriebenen Parmesan - auch einige Walnüsse gesellten sich dazu, die jedoch kaum erkennbar sind auf dem Teller.






Ansonsten.  

                                   Ansonsten. 
      Ansonsten.

...trachteten wir, der Göttergatte und ich, zwischen erneut starken Regenfällen mit Gewitter den eigenen Garten auf Vordermann zu bringen. Durch den Regen setzte natürlich ein gutes Wachstum ein, was dem Rasen gut tat aber auch den Büschen und unserem Lebkuchenbaum mehr Leben als gewohnt einhauchte.

Daneben galt es den Geburtstag meines liebsten Mannes vorzubereiten. Das ist beileibe kein einfaches Unterfangen, da er als Pensionär ja nicht ins Büro fährt! Also sandte ich ihn Einkäufe zu tätigen, um sein Geschenk in Ruhe verpacken zu können und um eine Geburtstagskarte zu schreiben.


Men Rezept

   Mein Rezept                         

Radicchio kenne ich bereits seit Jahrzehnten durch meinen italienischen Schwager. Der Schwager brachte jeweils den länglich gewachsenen Radicchio aus seiner Heimat, aus der Region Belluno mit. Dieser spezielle Radicchio mundet milder im Geschmack, ist weniger bitter und wird gerne in der Pfanne gebraten zur Pasta beispielsweise. So erinnerte ich mich und kochte entsprechend mediterran bei der schwül-warmen Hitze.



Die nächste Runde der Collagen zu MosaicMonday bahnt sich an.

Durch den Austausch der bunten Posts, den interessierten Kommentaren zeigt sich vielschichtig ein wundervolles Potpourri an weltweiten Themen zu Natur, dem urbanen Leben und vieles mehr... ich freue mich jede Woche auf diese spannenden Begegnungen!

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Habt eine angenehme Woche, wünscht euch

Heidrun

Verlinkt mit Skywatching
mit Herzen für Anne und Image-in-Ing

Kommentare

  1. Moin liebe Heidrun!

    Danke für deinen Beitrag zum Montagsherz!
    Ich habe das gerade erst entdeckt.

    Liebe Grüße

    Anne

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  2. Hello Heidrun,
    What a great post. I enjoyed the poem on the market. I am sure the markets there are very popular with the locals and tourists. I love see the storks on the nest. Your kitty photos are cute. Thank you for linking up and sharing your post. Take care, have a great weekend.

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  3. Looks like someone built the basket to encourage birds to build their nests. Wonderful! Love that old rusty door handle.

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  4. such a nice post, with a lot of variety. i don't think i have ever seen storks on a nest in the past. enjoy your sunday!!

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  5. Danke für das Wiedererwecken des Rückertschen Gedichtes. Mir wird immer ganz blümerant, wenn Zeitgenossen von ewigen Werten reden, denn die gibt es nicht. Kultur ist Wandel. Und auch dem unterliegen wir, da hilft kein Leugnen & Beschwören. Radicchio gebraten esse ich auch gerne.
    Ich hoffe, ihr hattet einen schönen Geburtstag.
    GLG
    Astrid

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  6. ...Heidrun, I wish you a Jolly July!

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  7. Always delightful to visit and see a slice of your world and life. And the lives of others sharing at Mosaic Monday. Thankyou so much again. Rain or shine, enjoy your week.

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  8. Hello Heidrun! I'm back to blogging after a wonderful 10 day cruise of the Atlantic East Coast and then visiting our extended family and friends in NYC. Now I'm looking forward to summer in Colorado! Have a happy July

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