MosaicMonday No. 22

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Das Fasten ist die Speise der Seele. Wie die 

körperliche Speise stärkt, so macht das 

Fasten die Seele kräftiger und verschafft ihr 

bewegliche Flügel, hebt sie empor und lässt

sie über himmlische Dinge nachdenken.

__ Johannes Chrysostomos

Der letzte Spaziergang über den Wochenmarkt verlief kurios-grotesk. Schon von Weitem sahen wir auf dem Rathausplatz nördlich von Augsburg (genau genommen in Gersthofen, dem Städtchen mit Ballonmuseum) neben den Ständen einen Rettungswagen und ein Einsatzfahrzeug der Polizei.

Was war passiert!?

Zugleich raste ein Radfahrer wie von Sinnen über den Platz uns entgegen, begleitet von wüsten Beschimpfungen einiger umstehender Passanten, er dürfte hier durch Fußgängerzone gar nicht radfahren! Es war eine geradezu filmreife Szenerie. Der Göttergatte und ich vergnügten uns königlich in der Beobachtung. Zugleich fragten wir uns:

Ja, was haben wir denn da?

Wohinein geraten wir hier!

Am seitlichen Stand vom Wochenmarkt erzählte uns dann später die Bäuerin bereitwillig, dass ein stockbetrunkener Mann schwer randaliert hätte, so dass besorgte Mitmenschen die Polizei um Hilfe rufen mussten. Doch, welche Bewandtnis hatte es mit dem durchgeknallten Radfahrer auf sich, der so unangenehmes Aufsehen erregte? Das wusste niemand, die Frage verlief im Sande. So kam es unsererseits zu Mutmaßungen, die wir lachend beim Capuccino austauschten.

Die Spekulationen überschlugen sich mit unserem Übermut.

Nein, einen Oscar gibt es dafür bestimmt nicht. Dafür bekam Nils Keller einen sogenannten Studentenoscar für seinen Kurzfilm, der ihm zwar bereits Ende 2022 verliehen worden war, was mir jedoch erst in dieser laufenden Woche zugetragen wurde:

Almost Home

Die Menschenskinder fragen:

Wem würdest Du eine Ehrung zuteil werden lassen?

Aus welchem Anlass?

Persönlich verdienen meines Erachtens diverse Mitmenschen im privaten Umfeld mehr Anerkennung und Ehrungen. Leute, die in der heimischen Krankenpflege beispielsweise aufopferungsvoll arbeiten!

- Hagebutte in unserem Garten am Rosenstrauch im März -

Fastenzeit

Nun, was soll ich sagen. Ich war noch niemals katholisch, dass mich die Fastenzeit großartig tangiert hätte. Abgesehen davon, muss ich aus gesundheitlichen Gründen diesem alljährlichen Procedere absagen. Trotzdem war es in meiner evangelischen Familie üblich Freitags Fisch zu essen oder - ich verweise auf die nahenden Osterfeiertage  - dass wir am Gründonnerstag die Grüne Soße zubereiten, was ich bis heute aufrecht erhalte.

Die Fastenzeit begann vor meinem Antritt im Krankenhaus mit dem traditionellen Anstich zum Starkbierfest in München mit dem

Derbleckn der Politiker am Nockherberg, was im Fernsehen ausgestrahlt worden war. Ein Spektakel, was übrigens nach der langen Abstinenz 188 Minuten lang dauerte.

Für alle lieben Leser außerhalb von Bayern: das sogenannte "Derbleckn" ist eine urbayerische Art und Weise, wie Mitmenschen verbal attackiert werden.

Die Politiker werden nach allen Regeln der Kunst in Versform abgewatscht  = mündlich geohrfeigt. Hier wird im übertragenen Sinn verbal kein bisschen gefastet.

Kochen und Backen in der heutigen Zeit...

Zurückhaltend kochen mag ich jedoch das ganze Jahr über - ohne zu fasten! Zum besseren Verständnis, einerseits spare ich mit Salz, was durch Gewürze oder Kräuter ersetzt wird und andererseits vermeide ich den Zucker, der maximal mit Honig ausgetauscht eine gewisse Süße bringt oder anderen schmackhaften Zutaten wie Zimt, Nelke, Muskatnuss, Kardamom und Anis.

Des weiteren koche ich sehr reduziert mit Fetten und Öl. Zurückhaltend bedeutet weitereres. Ich koche meistens derartig, dass wir alles aufessen, nichts verschwendet beziehungsweise weggeworfen werden muss. Ansonsten, wenn wirklich Reste übrig geblieben sind, koche ich diese zu einem neuen Rezept, beispielsweise einen Auflauf!

Trotzdem...

Süße Sünden, wie oben im Bild zum Geburtstag der liebsten Freundin aus München (wir kennen und schätzen uns seit über 50 Jahren!) versagen wir uns zum gegebenen Anlaß zwischendurch nicht.

Oben:::

Kalligrafische Übungen zu meiner Initiale

und

Unten:::

Mein ZiB

Der Starkbierausschank, um nochmals zur Fastenzeit zu kommen lässt sich auf eine Ordensregel der im Kloster Neudeck ob der Au ansässigen Paulaner-Mönche zurückführen. Die Mönche brauten in ihrer Klosterbrauerei spätestens ab 1634 dieses spezielle Bier. Obligatorisch mussten sich während der Fastenzeit die Mönche generell karg ernähren und brauchten daher vor allem während der noch strengeren Fastenzeiten zur Stärkung „flüssiges Brot“, welches das Fasten nicht brach.

Zu Ehren des Ordensgründers wurde seit 1651 jedes Jahr im Frühling eine besonders starke Biersorte ausgeschenkt, das „Sankt-Vater-Bier“, der spätere Salvator. Dieses verkauften die Ordensbrüder mit der Zeit zudem außer Haus, in erster Linie zur Versorgung der armen dörflichen Bevölkerung, aber auch zur Aufbesserung der Klosterkasse.

Eine Legende, die mir seit den Kindertagen aus München geläufig besagt folgendes:

Dem Pabst in Rom trugen eifrige Höflinge zu, dass in Bayern die Fastenzeit verfälscht würde, was zu einem Briefwechsel mit einiger Aufregung in den hiesigen Klöstern beitrug, fürchteten die armen Mönchen doch den Zorn des obersten Hirten. Also berieten sich die Äbte und kamen überein, dem Pabst eine Kostprobe zu senden. Gesagt, getan! Mehrere Fässer des Starkbieres verpackten die Mönchen (welches Kloster es im Detail war, ist mir jedoch entfallen) auf mehrere Esel, die von hiesigen Mönchen über die Alpen geführt wurden.

Die heftige Schaukelei beim Transport, der Überquerung des Gebirges, die lange Dauer der Reise - die Mönche waren ja mehrere Wochen unterwegs, verdarb das Bier! Als die Fässer endlich in Rom ankamen, der Pabst das Bier probierte zeigte es sich, dass es vollkommen ungenießbar geworden war und der Pabst spontan aufgerufen haben doll: "Wahrlich, die Bayern tun wirklich Buße, halten streng die Fastenzeit ein. Wer so ein grässliches Gesöff zu sich nimmt, lebt wahrlich tadellos bußfertig!"

…Und dreifach König war er dann im Traum:

gewaltig trug ihn seiner Flügel Schwung

nach Wunderlanden der Begeisterung,

und wer ihm nahe war und ihn verstand,

den riss er mit in jenes Wunderland,

wo man in Schönheit alle Not vergisst,

wo das Genießen fast ein Beten ist.

__ Fritz von Ostini

1861 - 1927, Friedrich Fabrizius Max Karl Freiherr von Ostini,

Redakteur, Schriftsteller, Humorist und Lyriker

Nun bin ich wieder sehr auf eure Mosaike gespannt, liebe Blogfreunde

und freue mich auf die Ergebnisse zu MosaicMonday.

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Habt eine gute Woche, wünscht euch

Heidrun

Verlinkt mit Nova`s ZiB,
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mit Saturday Critters

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und My Corner of the World

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