Das neblige Novemberklima wechselte hier noch vor der Abreise in einen Sturm
und in Kälte. Ja, der Winter hält nach und nach Einzug.
Vorbei war es mit den bunten Blättern, die noch vor kurzem im herbstlichen
Licht durch die Lüfte tanzten.
Wir freuten uns auf den Abstecher in eine Region nördlich von Augsburg gelegen.
Alter Park
In der Altstadt, die nur so heißt,
– denn, wo einst Winkelgäßchen gekauert,
dünstig vom Mittelalter umschauert,
dehnen Zinshausstraßen sich dreist, –
Eine Oase, die jedes Aug' preist:
uralte Bäume, ein Garten ummauert,
haben Jahrhunderte überdauert
bei der Kapelle zum heiligen Geist.
Aus dem Rasen – fern Stadtlärm und Hast!
ragen verstreut zu der Bäume Füßen
schräge Steinplatten, grau und bemoost.
Gern' hält Liebe hier Abendrast;
die fühlt hier dankbar des Lebens Grüßen,
ahnt nicht, dass sie auf Friedhofsgrund kost.
___ erzählt Hugo Salus
Bereits im Vorfeld ließ ich uns Unterlagen vom Touristikbüro des Ortes zusenden, um in die Besonderheiten der Region informell einzutauchen.
_____________________
Das Altmühltal stellt, wie zahllose Bodenfunde belegen, einen der ältesten europäischen Siedlungsräume dar, dessen Ursprung bis weit in die Steinzeit zurückreichen. So erfahren wir aus dem gesandten Material über dieses Gebiet.
Das ist eine spannende Geschichte, finden wir!
Ursprünglich war der Name
Bilingriez, wie es erste urkundliche Eintragungen offenbaren. So wurde Bilingriez respektive Beilngries erstmals am 01. November 1007 ursprünglich erwähnt. Es bezeichnet eine Siedlung in der Nähe des Flusses Altmühl.
Der Genitiv des altdeutschen Namens Bilo ist Biling.
Ergänzend ist der Zusatz "Griez" oder "Gries" gleichbedeutend mit dem neuhochdeutschen Wort Grieß, was sandiges Flußgeröll bedeutet, wie es nahe der Flüsse Altmühl und Sulz reichlich zu finden gibt.
Das Wappen mit den zwei gekreuzten Beilen ist entsprechend seit 1406 als Siegelbild in den Urkunden gebräuchlich.
Wir begannen unseren Rundgang nach dem Einchecken im Hotel, um uns die Beine
nach der Autofahrt zu vertreten und um erste Eindrücke zu sammeln.
Witzig, dass
wir sogleich über ein spezielles Gebäude stolperten, dem ehemaligen Gefängnis!
Den Schildern nach folgten wir dem Rundgang entlang der altehrwürdigen Stadtmauer.
Es ist - nebenbei bemerkt -eine gut restaurierte Mauer mit etlichen Türmen. Hier wohnten und arbeiteten die Türmer, die auch als Turmwächter oder Turmbläerst bezeichnet wurden. Sie hatten die wichtigste Aufgabe, vom höchsten Punkt aus, meist Kirch- oder Wachtürme, die Stadt oder die Burg vor Gefahren zu warnen. Dieser Alarm war notwendig, um im Falle gegen marodierende Räuberbanden, oder vor ausbrechenden Bränden innerhalb der Stadt zu warnen. Offene Feuer in der Küche mit Funkenflug und natürlich das Kerzenlicht sorgten zu oft für verheerende Brände.
Die Stadt Beilngries
Das Recht zur Siegelführung ist erst ab 1378 nachweisbar. Dies setzte das Vorhandensein einer kommunalpolitischen Rechtseinheit voraus, deren Ursprung in einer kaiserlichen Schenkung begründet war. Bischof Gebhard I. von Eichstätt erwirkte 1053 bei seinem kaiserlichen Gönner Heinrich III. für "Pilingriez" das Markt- und Zollrecht. Der Bischof, ein gebürtiger Graf von Calw und spätere Papst Viktor II., war der Hofmeister des Kaisersohnes. Es überrascht kaum, dass der Kaiser dem bischöflichen Vertrauten noch zusätzlich den kaiserlichen Bann für Beilngries verlieh. Damit war eine Enklave in der Grafschaft des Nordgaus geschaffen worden, in der der Bischof als Landesherr durch einen Vogt sogar Hochgericht ausüben konnte, was das Gefängnis als Bau begründet.
Der verschiedentlich in den Urkunden verwandte Begriff "mercatus" zeigt, dass es sich hier zunächst nicht um eine gemeinderechtliche Vorstufe im heutigen Sinne für die Stadterhebung handelte. Information, die auf römische Soldaten hinweist.
Trotzdem wurde mit der Verleihung des Marktrechtes die Entwicklung eines Gemeinwesens eingeleitet, das für sich ab dem 15. Jahrhundert die Erhebung zur Stadt beanspruchte. Nachdem damit keine Änderung der kommunalen Rechtsstellung verbunden war, nahm die fürstbischöfliche Hofkanzlei nach reiflichem, jahrzehntelangem Abwarten diese eigenmächtige Stadterhebung schließlich widerspruchslos hin. Eine Anekdote, die ich mit einem Schmunzeln lese.
Wäre diese unbürokratische Maßnahme heutzutage möglich?! ... diskutieren
wir gemeinsam am Tisch.
Auf dem Rückweg von unserem Stadtrundgang, laufen wir wieder durch den Park entlang des Flusses.
Nach dem Eintreffen galt uns zunächst unser Fahrzeug mit Sprit beziehungsweise mit Strom zu versorgen. Kein so einfaches Unterfangen, wie es sich schnell heraus stellte! Der Göttergatte hatte nämlich vergessen unser Stromkabel einzupacken, es lag zu Hause in der Garage. Doch der Hotelier half uns spontan! Wir waren erleichtert.
Unten im Bild siehst Du eine Hexe auf ihrem Besen fliegen! Ein Anblick, den wir vom Wintergarten des Hotels, wo wir uns täglich zum Frühstück einfanden, sehen konnten.
Die heutige Stadtpfarrkirche St. Walburga hatte verschiedene Vorgängerbauten, lese ich in der Beschreibung. Gegen 1191 ist erstmals eine Kirche auf Pühelkirchen, einem Bergsporn der Arzberges, urkundlich erwähnt. Diese Kirche diente lange Zeit als Pfarrkirche.
Abends wenn ich schlafen geh,
vierzehn Engel bei mir stehn.
Zwey zu meiner Rechten,
zwey zu meiner Linken,
zwey zu meinen Häupten,
zwey zu meinen Füßen,
zwey die mich decken,
zwey die mich wecken,
zwey die mich weisen
in das himmlische Paradeischen.
___altes mundartliches Gebet aus dem Mittelalter
Daneben bestand im Talgrund innerhalb des um einen befestigten Edelsitz gewachsenen Ortes „Bilingriez“, ein zweites Kirchlein, wie aus einer Urkunde des Jahres 1305 ersichtlich ist. Damals wurde der „Turm bei der Kirche“ als Lehen vergeben. Dieser ehemalige Hausturm steht noch heute als nördlicherer Kirchturm. Er ist der älteste Teil der Pfarrkirche, ja das älteste Bauwerk der gesamten Stadt Beilngries und gehört bis zur Höhe des Glockengeschosses der romanischen Zeit an. Seine Entstehung dürfte in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts zurückreichen.
Der Kern der hochmittelalterlichen Siedlung ist bei der Stadtpfarrkirche St. Walburga zu suchen, lese ich in der historischen Beschreibung. Die Stadtpfarrkirche in ihrer barockisierten Schöpfung entwickelte sich bald zum Wahrzeichen der Stadt nicht alleine durch die farbig glasierten Ziegel der achtseitigen Spitzhelme des 52 m hohen Turmpaares mit den sogenannten Klangarkaden im Obergeschoß. Zum besseren Verständnis: Klangarkaden, oder auch Schallfenster, Schallluken oder Schallloch genannt, sind rund- oder spitzbogige Arkadenöffnungen in den Wänden historischer Glockentürme in Höhe der Glockengeschosse, in der die Glocken an Glockenstühlen frei schwingend aufgehängt sind.
Der Nordturm ist augenscheinlich das älteste Baudenkmal in Beilngries. Auf Grund seiner spätromanischen Bausubstanz kann er mit der Kirchenweihe von 1308 in Verbindung gebracht werden. Er soll jedoch nicht identisch mit dem "Freihausturm" sein, den die Stadt später gegen 1441 erwarb. Möglicherweise war jener Nachfolger einer Turmhügelburg bei einem fränkischen Königsgut, von dem später die vier uralten Höfe des Sand-, Stroh-, Ochsen- und Hafnerbauern abgetrennt wurden. Wie auch vereinzelt die Türme der Stadtmauer heißen.
Oder die vielen Türme, der verbliebenen Stadtmauer.
Guten Morgen liebe Heidrun!
AntwortenLöschenSpannend war deine virtuelle Stadführung. Ich habe es tatsächlich einmal geschafft ALLES zu lesen :-))
Dabei schoss mir sofort die Melodie in den Kopf, als du den Reim erwähntest "Abends wenn ich schlafen geh" Ich habe es als Kind schon gerne gehört, wenn "Hänsel und Gretel" in der Oper dieses Lied singen. Gänsehaut pur! Hach... ♡
https://youtu.be/96pW-o2tzjA?si=bKRJMJ0XzoIWytkk&t=9
Vielen Dank auch für das mitgebrachte "Montagsherz"
Liebe Grüße in dein Adventswochenende
Anne
Ihr macht immer so wunderbare Ausflüge und habt immer eine Menge zu erzählen. Danke dafür.
AntwortenLöschenHabt noch ein wunderschönes Wochenende
Andrea
Es war wieder wunderschön, hier zu lesen und die vieleb Fotos zu schauen. Danke für den wundervollen Ausflug und all die interessanten Informationen. Ich kann deine Einträge immer sehr genießen.
AntwortenLöschenHab eine feine Zeit und lass es dir gut gehen.
Das wünscht die Mira
Hello Heidrun,
AntwortenLöschenWhat a lovely outing. Beautiful architecture and photos. The ducks are cute. I love the witch weathervane, the parish church is lovely. The angel prayer is pretty. Thank you for linking up and sharing your post. Take care, have a great day and a happy weekend.
The historic background in Germany is always so distant, compared to our area. If I’m not mistaken, there were even Neanderthals who lived there simultaneously with the early humans.
AntwortenLöscheninteresting set of pics...
AntwortenLöschenThe Altmühl Valley looks absolutely stunning! The historical buildings and the serene river setting are perfect for a relaxing getaway. I love the idea of taking a break from the hustle and bustle and immersing oneself in nature.
AntwortenLöschenSehr interessant liebe Heidrun, ich habe von dieser Gegend noch nie gehört, aber das ist auch kein Wunder, es gibt ja viele Gegenden :-) . Etwas Neues zu entdecken ist immer wieder anregend. Ihr scheint gutes Wetter mitgebracht zu haben wie der blaue Himmel zeigt. Bei uns sind die Nächte nun auch ziemlich frostig...fehlt allerdings noch der Schnee.
AntwortenLöschenAlles Liebe und eine gute Zeit
Violetta
Hello Heidrun,
AntwortenLöschenI am stopping back to link up my post. I enjoyed your tour of Beilngries. Looks like a beautiful city to visit, the towers are wonderful. I enjoy traveling and seeing new places. Beautiful photos and mosaics. Thank you for hosting the party. Take care, enjoy your day and the new week ahead.
I have really enjoyed joining you for a wander here. This is an area of Germany that I don't know and you bring it to life so well with your photos and tales. I have been writing about Dusseldorf this week, we always love our wanders in Germany, especially at Christmas time.
AntwortenLöschenThank you for hosting!
Wren x
a pair of duck looks swim so sweet.....
AntwortenLöschenThank you for sharing beautiful photos and interesting story
...Heidrun, I wish you a wonderful Advent season!
AntwortenLöschenI think you wanted to share this will #Allseasons - #FavouriteFotos is for posts over 2 years old. But the frost shot is beautiful regardless!
AntwortenLöschenHappy month of December, Heidrun! I loved your first photo of the hoar frost on the leaves, and your lovely tour of the St Walburga church and towers.
AntwortenLöschenHello, Heidrun! What a contrast: You show frost and grey skies, cold and Winter and I show Summer and seaside photos. Such is life on the opposite sides of the Antipodes! Your excursion looks like a fantastic experience, one that I too would enjoy very much. Thank you for hosting and have a great new week! (Nick from MAP)
AntwortenLöschenHappy Monday!
AntwortenLöschenI'm not familiar with this part of the world either so I've learned a lot today. Happy Mosaic Monday my friend!
AntwortenLöschenGerne hab ich dich durchs Altmühltal begleitet, liebe Heidrun...ist schon Jahre her, dass ich mal dort war.
AntwortenLöschenLieben Gruß und hab eine schöne Adventswoche, Marita
Interesting post. It looks like a nice place to visit.
AntwortenLöschenvon Mama Helga:
AntwortenLöschenJa liebe Heidrun, Beilngries hat sich mächtig gemausert. Ich kenne es nur aus den Jahren Ende 60 bis Mitte der 70ziger, frühere Jahre, wo wir noch wenig Geld hatten für größere Reisen, die wir übrigens nie gemacht haben. Das Altmühltal nutzten wir mit dem kurzen Anfahrtsweg und unserem alten Ford Taunus gerne, bevor wir den Bodensee entdeckten.
Zu Beilngries fällt mir ein, ein Trachtengeschäft und mein erstes Dirndl, in lila und im Jahr 1972 beim Mittagessen in einer Gaststätte wo der Fernseher das Massaker bei der Olympiade gerade zeigte. Wir waren später selbst mit den Kindern dort, die einzigen Karten hatte mein Mann über die Firma erwerben können, vom Radstadion wo wir lautstark anfeuerten, Athleten die wir gar nicht kannten. Später im Ruhestand dann nutzten wir den Altmühltalradweg selbst mit unserem einfachen Rad mit drei Gängen. Eichstätt, Solnhofen mit dem guten Klosterbrot und den 7 Aposteln, bis hinüber zum Brombachsee. Beilngries alleine gab für die Kinder nicht mehr viel her aber der Bayerwald, der Arber, die Glaskunst..... eine wunderbare Bayerische Gegend zum Verlieben. Viele Mosaike aneinander gereiht für Dein Projekt, auch alle die dies lesen sollten merken .....ich bin ins Schwelgen geraten, Erinnerungen wurden wieder hautnah geweckt. Wer Lust bekommen hat, fahre hin, es wird deutsch gesprochen und das Geldbeutelchen nicht überstrapaziert. Gute Reise nach Beilngries wünscht Helga von den Bienenelfen.
Oh, wie wunderbar. Schön,diese Erinnerungen zu lesen. Vielen Dank dafür.
LöschenQuite a place to visit with some ancient history.
AntwortenLöschen