Einladung
Meine Schwestern, meine Brüder, wollt ihr
Mit mir gehn in meinen großen Garten?
Kommt! Ich lad euch ein. Weit steht er offen.
Freude nenn ichs, wenn ich Gäste habe,
Und mir kann nichts besseres geschehen,
Als ein bisschen Dank aus euren Herzen.
Glaubt, ich weiß: Es giebt viel schönere Gärten,
Alte, von den Meistern angelegte,
Die in bessren Zeiten freier bauten,
Könige der Kunst und große Herren.
Diese Gärten werden immer schöner,
Denn es liegt der Glanz der großen Zeiten
über ihnen, und in ihrem Erdreich
Ist die Kraft lebendig ersten Samens.
Heiligtümer sind es unsrer Freude,
Wo schon unsre Väter heiter gingen,
Unsre Mütter, eh sie uns geboren,
Sich den Blumen lächelnd nieder neigten,
Die noch heute ihren Duft uns schenken.
Und ich lad euch, meine lieben Schwestern,
Lieben Brüder dennoch ein, zu kommen
Und in meinem Garten froh zu wandeln.
Meine Einsamkeit sehnt sich nach Gästen,
Meine Blumen wollen sich verschenken,
Meine vielgewundenen Wege wollen
Nicht bloß mich in Busch und Schatten führen,
Mich, der diesem Garten fremd geworden.
Denn es ist der Garten meiner Jugend.
Ich bin selber nicht mehr hier zuhause;
Nur ein Gast noch, und ein seltner, bin ich
Diesen Gängen, diesen Wiesen, Beeten
Und Gebüschen, und Verwundern fast mich
Immer, wenn ich durch den Garten schreite.
Manchmal wol auch Rührung, manchmal Ärger;
Diese Blume seh ich lächelnd an, und jene
Möcht ich lieber aus dem Erdreich heben;
Hier ein Weg, den ich mit Lust verfolge,
Dort ein Pfad, verloren in Gestrüppen,
Den ich gern verschüttete. Doch immer
Wehr ich ab den Wünschen: mag es bleiben,
Wie es, unbewusst halb, einst geworden.
Wollt ich diesen Garten neu bebauen,
Keine Zeit fänd ich für meinen neuen, –
Ach, vielleicht auch keine Lust. Er bleibe,
Wie er ist. Und schenkt er meinen Gästen
Nur ein Hundertteil der Freude, die er
Mir geschenkt, als ich ihn einstens baute,
Ist er doch ein rechter Freudengarten.
Denn ich habe ihn mit Lust und Schmerzen,
Die der Freuden allertiefste waren,
Angebaut auf meinem eignen Lande,
Auf dem Mutterboden meines Lebens;
Habe ihn gespeist mit meinem Blute,
Habe ihn gehegt mit meinem Herzen,
Und die Sonne, die ihm schien, war meine Liebe.
Zähl' ich ab die Summe meines Glückes:
Hier stehn seine Blüten. Was ich fühlte,
Schaute, griff, umfasste, – hierher trug ichs,
Hier versenkt ichs in die heilge Erde
Meiner Kraft, die mir befahl, zu bilden,
Was ich lebte. – Keiner, der die Blumen
Dieses Gartens ansieht, mag es ahnen,
Wie viel höchste Wonnen ich empfunden,
Als zum erstenmal ich sie entfaltet
Vor mir sah. Und wenn er drüber lächelt, –
Lächl ich mit. Die jungen Mütter werden
Anders lächeln. Junge Mütter wissen
Um die höchsten Wonnen. Außer ihnen
Wissens nur die Jungen Dichter. – Lächelt,
Liebe Brüder, lächelt, Schwestern-Jungfraun!
Euch, ihr Holden, wünsch ich Allen jenen
Wonnereichsten Anblick. – Ach, noch immer
Dreht um euch sich meines Lebens Spindel.
Darum weiß ich meinem Garten liebe
Gäste nicht, als euch, geliebte Schwestern,
Wenn den bunten Blumen meiner Beete
Nur die grauen Mägde jener Vettel
Ferne bleiben, deren dürre Hände
über alles Leben schwarze Laken
Zänkisch breiten. – Liebe Schwestern, wisst ihr,
Wie sie heißt, die alte, böse Vettel?
Sitte nennt sie sich und Tugend, aber
Lüge ist ihr eigentlicher Name,
Kranke Scham, des Lebens größte Feindin.
Scham ist Zierde. Keine holdre Farbe
Weiß ich, als das schamhafte Erröten
Einer Reinen, die das Süß-Geheime
Heilig hält; es ist ein vornehm Zeichen
Guter, wohlgeschaffner Art und adlig;
Aber niederträchtig und gemeiner Seelen
Schmachmal ist das scheue Blickeirren;
Schlechte Säfte kündet es und Triebe,
Die im Keim schon faul sind. Möge keine
Mit dem Moderatem dieser Krankheit
Meine Blumenbeete mir verpesten!
Mögen sie am Zaune stehn und schmähen,
Während ihr den Atem eurer Frische
Mit den Düften meiner Blumen lieblich
Mischt und lachend über meine Wiesen
Wandelt, oh ihr reizendsten der Blumen.
Was ist tröstlicher, als euer Lachen?
Was ist fröhlicher, als euer Schreiten?
Was ist inniger, als euer Lächeln?
Oh, ich werde hinter meinen Bäumen
Stehn und euch belauschen, liebe Schwestern,
Und ich will nicht fürder klagen, dass ich
Einsam bin, wenn ich euch lachen höre.
Werd ich aber Eine sehen, die sich
Hellen Augs mit innig frohen Mienen
Ueber meine Blumen beugt und lächelt,
Oh, dann werden ale meine Wunden
Lind sich schließen, und ich werde heiter
Meiner Jugend wilden Garten preisen,
Weil die schönste Blume in ihm aufging:
Inniges Verstehen und Genießen.
welch ein umkränzter informativer poetischer mit wunderschönen uralten Gedichten voller Innigkeit und Tiefen erfüllter, ...XXX , man möcht ihn umarmen Post, liebe Heidrun...
AntwortenLöschennicht dass ich in letzter Zeit besonders weniger die deinen gelesen hätte, nur nicht kommentiert da mein Leben zur Zt. zu sehr bewegt in einen Strudel geraten ist wozu sich oberflächliches " einfach so auszusprechen - nicht eignet...
mir gefällt diesser heuge gerade sehr gut und ich lasse meine Endrücke und Gedanken darüber laufe, lächle.. ein : "habs gut ...
herzlichst angel
Morgen gibts hier auch ein Fest in Nachbars Garten. Mal schauen, ob uns das Wetter gnädig ist. Liebe Grüsse in dein Wochenende. Regula
AntwortenLöschenHello,
AntwortenLöschenThe festivals sounds like a fun time. There should be more parties and gatherings with friends, since people are feeling safe after the Covid times. Time with family and friends and hiking are some of my favorite things. I enjoyed your post, the photos, the fence critters, the poems and your postcards. Thank you for linking up and sharing your post. Take care, have a happy weekend.
What a lovely post; it is lush and beautiful there. Thank you for showing me your world. <3
AntwortenLöschenThis is a beautiful post written with so much feeling. I don't think our lives will ever be the same after the pandemic. We've changed our habits and still need to be careful. I do miss the festivals that come in the Fall here but I'm at least happy that I can still get out and hike the trails.
AntwortenLöschenJa der Herbst bringt sichtlich kühlere Tage und fürs draussen feiern, nimmt man am besten eine Winddichte Jacke mit. Aber wir können ja auf einen wunderschönen, für viele zu heissen Sommer zurück blicken und den Regen braucht die Natur dringend.
AntwortenLöschenL G Pia
Heidrun - with each passing day, I feel that I am becoming my parents - loud events are not my thing any more! Even my husband, who likes to play the radio in his car VERY LOUD, does not seem keen. I miss neighborliness - people around us do not demonstrate this much, even though we try to be a good example. Thanks for linking to Mosaic Monday, and being willing to be the new host! I will be in touch about this!
AntwortenLöschen...I love you pink anemone and the begonia in the hanging basket..
AntwortenLöschenBeautiful images, Heidrun. I always enjoy visiting your blog and appreciate your weekly sharing at https://image-in-ing.blogspot.com/2022/09/a-glimpse-of-city-of-brotherly-love.html
AntwortenLöschenWonderfull.
AntwortenLöschenEnjoyes this post.Have a good week Heidrun
AntwortenLöschenMuch💛love
a nice collection of thoughts and images - the photo of a river I think is quite lovely with water and trees
AntwortenLöschensolche lauten Feste sind auch nichts für mich ;)
AntwortenLöschenaber wir waren mit meinem Vater mal wieder auf dem Winzerfest
haben uns den Festzug angeschaut ..ganz am Anfang wo er sich aufstellt und sind dann zum Rummelplatz der dann noch herrlich leer war da alle noch an der Zugstrecke standen
eine Bratwurst musste sein ;) .. früher immer Fisch.. aber der Stand war diesmal gar nicht da
die Gedichte sind passend..
das eine aber wirklich sehr lang ;)
ein Gartenfest.. das ist schön..
wenn mein Garten einmal fertig ist gibt es vielleicht auch mal eins
liebe Herbstgrüße
Rosi
Heidrun - so far, you are the only person who has expressed interest in hosting Mosaic Monday. If that is still true, can you please email me at angela.m.winter@outlook.com so that we can discuss the transition. If you have changed your mind, it is ok! Just let me know!
AntwortenLöschenWunderschöne Bilder;)
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