Postchirurgisches Lamento
Kein Mitleid, das ich hier ersuchte!
Beileibe nicht. Jeder, der mich ein Deut weit kennt weiß, dass mir dies unbedingt fern liegt. Dieser wie andere Posts versorgen vielmehr mich selbst. Verschaffen lebhafte Erinnerungen, wenn ich einmal in Jahren später durch meinen Blog blättere. Es sind zahlreiche Erkenntnisse gepaart mit Erlebnissen und Begegnungen in Worten und Bildern, die es wert sind im Gedächtnis eine Schublade zu erhalten, der jeweilige Text hilft zur Unterstützung der grauen Zellen. Der Blog, ich schrieb es einst, bedeutet mir elektronisches Tagebuch und Medium zur globalen Brieffreundschaft in einem Zuge. Einerseits bediene ich mich also selber und andererseits bereichert der rege Austausch auch über die konstruktiven Kommentare.
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Ungewöhnlich tröge Langeweile breitete sich just nach der notwendig überstandenen Augenoperation auf mich düster lastend aus. Neben den greuslich schmerzvollen Nächten zog sich kontinuierlich ein anthrazitfarbener Schleier bei hellem Sonnenlicht durchs Zimmer, habhaftete sich meiner Person, Tag für Tag in größerem Maße. Und nicht zuletzt, ich bin bis auf Weiteres selbst bei einfachen, alltäglichen Situationen auf fremde beziehungsweise ehemännliche Hilfe angewiesen - was mir widerstrebt, da ich meine Unabhängigkeit, meine Selbstbestimmung über alle Maßen wertschätze. Was als Hilflosigkeit hoffentlich kein Zustand auf Dauer ist! Mein Mann und begleitende Personen helfen mir sehr lieb durch diese Ära der Einäugigkeit, da mein Gleichgewicht ausgehebelt ist, die brennende, stechende Wunde im Auge den Schlaf raubt, mich kirre macht. Die Dankbarkeit ist vorhanden und dennoch möchte ich auf die mir angetragenen Dienste in absehbarer Zeit möglichst wieder verzichten können.
Die Eintönigkeit startet bereits unmittelbar nach dem Frühstück, kurz nachdem ich - erlaubter Weise - die Tulpen in der Vase rette, die Stiele kürzer schneide und die Blumen mit frischem Wasser zu trinken versorge.
Das wars dann an Abenteuern bis Mittag!
Vom Frühstückstisch folgt via Salto als nächste Station die Couch oder der Sessel am Fenster mit Blick in den Garten. Luzie, die sich übrigens bestens erholt hat nach ihrer eigenen Episode beim Tierarzt, ist kein Kuscheltier wie es einst meine geliebte Fanny war - sie hüpft in den ersten Stock, die Bettdecke vom Herrchen lockt, geht ihrer Wege und kommt nur miauend, wenn ihr der Magen knurrt.
Das Radio spielt derweil rauf und runter Songs aus meinen Teenagertagen.
Mein einäugiger Blick verfolgt kopfleer gedankenlos draußen das Wettergeschehen, da ein Graupelschauer über den Garten fegt. Trotzdem... es klingelt regelmäßig der Festnetzanschluss oder ich wähle abwechselnd eine Nummer, um den Vormittag zu vertelefonieren.
Die außerordentlich aufgetragene Ruhe, die vermeintlich nach den Turbulenzen der vergangenen zwölf, dreizehn Monate ersehnt scheint, schnalzt gerade akut wie ein verwunschener Bumerang zurück: hüte Dich vor Deinen Wünschen, denke ich so am Rande! Malefiziös schwang dergestalt eine finstere Fee unartig ihren heillosen Zauberstab, mit detailreichen tiefgreifenden Auswirkungen.
Die vermaledeite Pandemie umschifften wir, der Göttergatte und ich gemeinsam einigermaßen trickreich, die eigene neuerliche gesundheitliche Krise besitzt eine andere Qualität. Selbst beim Anziehen bedarf es Unterstützung, damit ich nicht stürze oder das Loch der Hose, den Einstieg verfehle. Die Haare werden mir gewaschen oder auch die Fingernägel geschnitten. Plötzlich fühlte ich mich steinalt und ansatzweise gebrechlich.
Dergestalt schauderte es mich seelisch.
Das war bei mir auch überwiegend...interessante Berichte über Flora, Fauna und das Weltall, ansonsten wie gehabt viel im Garten und momentan raubt der Vollmond ein wenig meinen Schlaf. Eben noch in die Sterne geschaut könnte man sagen: schalt doch einer mal das Licht da oben aus *gg*
AntwortenLöschenIch wünsche dir weiterhin gute Besserung meine Liebe und sende ganz herzliche Grüsse rüber
N☼va
Trotz der mehr als bescheidenen Situation hast Du einen abwechslungsreichen und bunten April gehabt und Du schreibst sehr schön darüber.
AntwortenLöschenAuch von mir gute Besserung und liebe Grüße
Kirsi
Liebe Heidrun,
AntwortenLöschenda hast Du, trotz Deines Handicaps mit der Augenklappe , einen wieder sehr umfangreichen und interessanten Post geschrieben!
Dein April war vollgepackt ...ich wünsche Dir weiterhin Gute Besserung für Dein Auge!
Ich wünsche Dir , Euch, einen schönen und freundlichen Tag!
♥️ Allerliebste Grüße , Claudia ♥️
auuuautaautsch...liebe Heidrun, da bist du aber nach deiner 2.OP schwer gehändicapt, das tut mir wirklich in der Seele leid, auch wenn du das Mitleid eher vermeiden möchtest tuts doch ein wenig sehr weh dies zu lesen...
AntwortenLöschenman fragt sich doch - ist der Nachschmerz und die Beeinträchtigungen noch normal oder besonders außergewöhnlich, es klingt sehr, sehr heftig und man möcht dir doch gleich zur Leisen Unterstützung nahe eilen - welch ein Glück so auf den lieben Göttergatten zugreifen zu können!
Luzie dazu - das Zähnerl weg - ebenfalls ein April aua...
Mimi sagt zwa:" ich komm gut ohne im Mäulchen aus" - , aber der Eingriff selbst ist ja alles andere als ungefährlich bei unsren alten Mädchen und man ist heilfroh wenn sie wieder wohlbehalten zuhause sind u.es überstanden haben...
ach, liebe Heidrun - was machen wir denn mit dir zum Trost..
nicht lesen, nicht ins TV schauen,nicht heben nicht kochen, selbst nicht autark sein - nur am Fenster sitzen -schmerz im Auge der nicht weggehen will-das alles ist mehr als schlimm und möge bitte, bitte schnell vorübergehen und sich im Mai endlich bessern!
Ein voller April - und das - passt ja nicht wirklich zusammen...
wenn sehen - hören - und lesen fehlt, merkt man erst richtig - wie wichtig u n d lebenswichtig im Alltag dies ist...deshalb verstehe ich deine Worte:
" ! Plötzlich fühlte ich mich steinalt und ansatzweise gebrechlich.
Dergestalt schauderte es mich seelisch."
dazu hast du noch das wunderbare Gedicht deiner Freundin eingestellt und so einen langen schönen Bericht dazugestellt...meine Hochachtung für diese Anstrengung....
ich denke sehr an dich...
danke dir ...
und wünsche und schicke dir einen ganzen Pack gute Besserung...
herzlichst angel
..oh da wünsche ich dir gute Genesung, liebe Heidrun,
AntwortenLöschenund dass alles planmäßig gut verläuft...kann mir gut vorstellen, dass es nicht leicht ist, zwangsweise so zur Ruhe zu kommen und dabei nicht lesen zu können, das würde zumindest mich immer gut beschäftigen...danke, dass du dir trotzdem die Mühe des Rückblicks gemacht hast und so schön von deinem April berichtest...
wünsche dir einen guten Start in einen guten Mai,
liebe GRüße Birgitt
My favorite time of year. Take good care and get well!
AntwortenLöschenAmalia
xo
Ich kann mir gut vorstellen, dass du gerne einiges lieber nicht mitmachen wolltest diesen Monat, Aber du hast es meisterlich bewältigt und den Mut nicht verloren. Weiterhin wünsche ich dir alles gute.
AntwortenLöschenL G Pia
Oh ja, einäugiger Pirat ist wirklich nicht schön, ich erinnere mich gut ( das Hoseanziehen war dann aber ein größeres Problem nach der Hüft-TEP ). Es wird einem sehr öd, wenn man immer weniger tun kann, besonders wenn frau ein Augenmensch ist. Ich hoffe für dich auf baldige Erlösung!
AntwortenLöschenHerzlich
Astrid
Liebe Heidrun,
AntwortenLöschenoje, das mit dem Auge hört sich ja nicht so gut an.
Ich wünsche dir alles alles Gute und Liebe und hoffe,
dass es dir bald möglichst besser geht und du wieder gut sehen kannst.
In solchen Situationen merkt man erst, wie wichtig Gesundheit ist.
Ganz viele liebe Grüße von Urte
Das ist ganz schön lange, aber sicher notwendig. Ich finde gut gelesene Hörbücher sind eine echte Hilfe, auch wenn man in so einer Situation es dann doch nicht so prickelnd findet. Gute Heilung wünsche ich dem Auge und dir Geduld!
AntwortenLöschenviele grüße, Karen
Dear Heidrun. Have a nice month of May.
AntwortenLöschenThanks for including "Another pandemic daybreak." in this post
much 💗 love